Technik
In dem neu geschaffenen Vorstandsressort „Technik“ werden folgende Schwerpunkte verantwortet: alle Aktivitäten der Volkswagen Group Components (Konzern-Komponente), die Vermarktung der Volkswagen Plattformen und Komponenten an Dritte, die Entwicklung, Herstellung und Beschaffung von Batteriezellen (Initiative Cell and Battery Strategy) sowie die Themen Laden und Energie mit den entsprechenden Joint Ventures weltweit (Initiative Charging and Energy Services).
Ziel ist eine weitere Verbesserung der Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit durch eine markenübergreifende Steuerung der Technikaktivitäten und eine konzernweit abgestimmte Wertschöpfungsstrategie. Sowohl bei traditionellen Technologien als auch bei Zukunftsthemen sollen Synergien realisiert werden, um den Übergang zur Elektromobilität voranzutreiben.
Der Volkswagen Konzern hat auf seinem ersten Power Day im März 2021 seine Technologie-Roadmap für die Bereiche Batterie und Laden bis 2030 präsentiert. Ziel der Roadmap ist, Komplexität und Kosten der Batterie signifikant zu senken, um das Elektrofahrzeug für möglichst viele Menschen attraktiv und bezahlbar zu machen. Volkswagen gründet eine Europäische Aktiengesellschaft (Société Européenne), um Aktivitäten entlang der Wertschöpfungskette der Batterie zu bündeln – von der Rohstoffverarbeitung über die Entwicklung der Volkswagen Einheitszelle bis zur Steuerung der europäischen Gigafabriken. Auch neue Geschäftsmodelle rund um die Weiterverwendung ausgedienter Fahrzeugbatterien bis hin zum Recycling der wertvollen Rohstoffe werden zum Aufgabenbereich gehören. Damit schafft das Unternehmen effiziente und zukunftsfähige Strukturen für das schnell wachsende Batteriegeschäft.
Batterie
Die Einheitszelle bildet die Basis für eine wettbewerbsfähige Ausrichtung der Elektromobilität bei Volkswagen, indem sie Eigenschaften wie Format und Geometrie standardisiert. Die Einführung der Einheitszelle ist für 2024 geplant. Um unseren Bedarf bis 2030 zu decken, benötigen wir allein in Europa sechs Gigafabriken. Zwei der insgesamt sechs geplanten Gigafabriken in Europa sind bereits entschieden. Neben dem Standort des Partners Northvolt AB in Skellefteå, Schweden, errichtet Volkswagen in Salzgitter eine eigene Gigafabrik.
In der zweiten Hälfte des Jahres 2021 konnte eines der modernsten Labore für Zellforschung und -entwicklung in Europa am Standort Salzgitter eröffnet werden. In insgesamt vier Laboren werden künftig rund 250 Experten in den Bereichen Zellentwicklung, Analytik und Testung forschen. Für den Volkswagen Konzern ist Salzgitter zudem Vorreiter in der nachhaltigen Verantwortung über die gesamte Lebensdauer der Batterie und hat hier die konzernweit erste Anlage für das Recycling von Hochvolt-Fahrzeugbatterien eröffnet. Ziel ist die industrialisierte Rückgewinnung wertvoller Rohmaterialien wie Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt sowie von Aluminium, Kupfer und Kunststoff im geschlossenen Kreislauf. Volkswagen will zukünftig mit seinen Partnern eine Wiederverwertungsquote durch mechanische und hydrometallurgische Prozesse von mehr als 90 % erreichen.
Volkswagen hat auch 2021 im Rahmen der Elektromobilitätsstrategie seine Beteiligungen an verschiedenen Unternehmen erweitert. Die Haupttransaktionen im abgelaufenen Geschäftsjahr waren die Kapitalerhöhung bei dem schwedischen Batterie-Partner Northvolt AB für eine Fortführung des Anteils von rund 20 %. Darüber hinaus wurde die Beteiligung an QuantumScape aufgestockt mit dem Ziel, gemeinsam die Entwicklung der Feststoffzellen-Technologie voranzutreiben. Feststoffbatterien sollen in Zukunft die Reichweite deutlich erhöhen und die Ladezeiten weiter verkürzen. Auf der Grundlage einer umfassenden Kapitalbeteiligung im Mai 2020 wurde im Berichtsjahr die Partnerschaft mit Gotion High-Tech Co., Ltd. vertieft. So hat der Volkswagen Konzern einen strategischen Kooperationsrahmen mit dem großen chinesischen Batteriehersteller mit Sitz in Hefei abgesteckt. Gemeinsam erklärtes Ziel ist die Industrialisierung der geplanten Batteriezellfertigung am Standort Salzgitter.
Vertikale Integration
Die vertikale Integration als strategischer Bestandteil des neu geschaffenen Vorstandsressorts zielt auf wesentliche Erfolgskriterien der Elektrifizierungsstrategie ab, wie beispielsweise die Maximierung des Kundennutzens, die Sicherstellung wettbewerbsfähiger Kostenstrukturen, Transparenz in der Lieferkette zur Absicherung versorgungs- und nachhaltigkeitskritischer Pfade.
Im heutigen Geschäftsmodell liegt die Gesamtverantwortung für alle Vormaterialien der Batteriezelle bei den Zellherstellern. Mit dem Engagement von Volkswagen in der Lieferkette ist der Zugriff auf Kosten und Kapazitäten für entsprechendes Material und Rohstoffe für die Batterieherstellung möglich, insbesondere für Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt (vertikale Integration). Durch den Eingriff in die Lieferkette sollen Kosten und Kapazitäten mit größtmöglichen Nutzen beeinflusst werden.
Laden und Energie
Sämtliche Aktivitäten im Bereich Laden und Energie werden seit Anfang 2021 gebündelt und durch das Vorstandsressort Technik gesteuert. Es nimmt eine Schlüsselrolle in der Elektromobilitätsstrategie des Konzerns ein mit dem Ziel, führender Anbieter eines intelligenten Lade- und Energie-Ökosystems zu werden.
Im Rahmen der strategischen Ausrichtung des Konzerns setzt der Bereich Laden und Energie dabei auf zwei wesentliche Schwerpunkte: Zum einen wird der Absatz von elektrifizierten Fahrzeugen durch den internationalen Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur unterstützt. Im Rahmen der gemeinsamen Beteiligung unserer Konzernmarken Volkswagen Pkw, Audi und Porsche am paneuropäischen High Power Charging (HPC) Joint Venture IONITY wird eine umfassende Ladeinfrastruktur zur Absicherung der Langstreckenmobilität aufgebaut, die zum Ende des Berichtsjahres bereits aus 1.586 Ladepunkten bestand. Die Anzahl an öffentlichen Schnelladepunkten sollen in Europa bis 2025 auf 18.000 gesteigert werden. Gleichzeitig soll das Ladenetz in Nordamerika mit Electrify America auf 10.000 Schnellladepunkte und mit CAMS in China auf 17.000 Schnellladepunkte erhöht werden. Zum anderen werden nachhaltige Geschäftsmodelle durch die Erweiterung der Wertschöpfung wie beispielsweise intelligentes und energiemarktintegriertes Laden erschlossen.
Antrieb und Plattform
Die unternehmerisch eigenständige Geschäftseinheit Volkswagen Group Components unter dem Dach der Volkswagen AG beschäftigt weltweit rund 70 Tsd. Mitarbeiter, deren Expertise in der Entwicklung und Fertigung von Fahrzeugkomponenten liegt. Im Rahmen der Neustrukturierung der Group Components wurde die ehemalige Geschäftsfeldstruktur zum 1. April 2021 in angepasster Form als Produktreihen (konventioneller Antriebsstrang, Chassis und elektrischer Antriebsstrang) in den Bereich Antrieb und Plattform überführt. Die Produktreihen übernehmen standortübergreifend die Verantwortung für Produktmanagement und Produktkosten und decken dabei das klassische Portfolio der Volkswagen Group Components ab.
Neben den Produktreihen sind die Entwicklungsbereiche der Group Components im Bereich Antrieb und Plattform gebündelt. Das Entwicklungsportfolio umfasst dabei im Schwerpunkt die folgenden Umfänge: Fahrwerkskomponenten, Lenksysteme, Gelenkwellen, Getriebe, elektrische Antriebe und Thermomanagementsysteme im elektrischen Antriebsstrang. Die im Zuge der organisatorischen Bündelung aller Komponenten neu entstandene System- und Innovationsentwicklung arbeitet bereichsübergreifend an dem ganzheitlich optimierten elektrischen Antriebsstrang. Durch die enge Verzahnung von Produktmanagement und Entwicklung im Bereich Antrieb und Plattform sollen Produktkosten optimiert, die Portfolioschärfung der Group Components vorangetrieben und der elektrische Antriebsstrang der Zukunft maßgeblich mitgestaltet werden.
Drittmarktgeschäft
Seit dem 1. Januar 2021 wird im neuen Vorstandsressort „Technik“ die konzernweite Verantwortung für den externen Vertrieb von Plattformen und Komponenten gebündelt. Dadurch wurden die bisherigen Aktivitäten und Ressourcen sinnvoll an einer Stelle im Konzern konzentriert. Umfang dieser neuen Organisationseinheit Drittmarktgeschäft (Platform Business) sind die erfolgreiche Anbahnung und Akquise (inklusive Vertragsgestaltung) sowie Betreuung von Kundenprojekten inklusive der dazugehörigen Auftragsabwicklung (Logistik, Abrechnung). Im Rahmen des aktuellen Kooperationsprojekts mit Ford wurden die notwendigen markenübergreifenden Strukturen und Prozesse innerhalb der Volkswagen Organisation geschaffen, um künftig auch weitere externe Kunden effizient zu bedienen.