Informationstechnologie (IT)
Volkswagen arbeitet engagiert an der Stärkung seiner digitalen Kompetenzen, um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu gestalten und sicherzustellen. Dafür modernisieren wir unsere IT-Systeme kontinuierlich, sodass sie langfristig tragfähig sind, und überführen unsere Systeme und Anwendungen schrittweise in neue Cloud-Plattformen. Unser zentrales Anliegen ist, die Effizienz der IT-Systeme im gesamten Unternehmen weiter zu steigern und sie so weit wie möglich zu standardisieren. Darüber hinaus konzentrieren wir uns auf den Ausbau von Know-how und IT-Spezialwissen, insbesondere in wichtigen digitalen Schlüsseltechnologien wie der künstlichen Intelligenz sowie den Einsatz neuer IT-Technologien in Produkten, Services und Unternehmensprozessen.
Um die Entwicklung von Kernkompetenzen in den Bereichen Technologie, Digitalisierung und autonomes Fahren in unserem Unternehmen zu sichern, bauen wir IT-Ressourcen auf, die die digitale Transformation des Unternehmens mitgestalten und vorantreiben.
Wie bereits im Vorjahr haben wir aufgrund der weltweiten Ausbreitung der Covid-19-Pandemie erweiterte Maßnahmen zum Schutz der Belegschaft getroffen, wie beispielsweise den Einsatz mobiler Arbeit. Damit verbunden hatte die Sicherstellung der Zugriffe auf die IT-Infrastruktur in allen Marken und Gesellschaften auch im Geschäftsjahr 2021 hohe Priorität. Der Einsatz digitaler Anwendungen für effizientere Formen und Möglichkeiten der digitalen Zusammenarbeit im Unternehmen ist im Vergleich zum Vorjahr noch einmal gestiegen. Den Wissenstransfer und die Vernetzung aller Mitarbeiter fördert beispielsweise das unternehmensinterne Netzwerk Group Wiki. Die Plattform bringt Anwender markenübergreifend und international miteinander in Kontakt. Die Bereitstellung von modernen IT-Anwendungen zur digitalen Zusammenarbeit sowie die Ausweitung der Möglichkeiten zur Erledigung dienstlicher Tätigkeiten über mobile Endgeräte sollen die Produktivität nachhaltig verbessern. Aufbauend auf der Einführung von Microsoft 365 sind 2021 die ersten Schritte zur Implementierung der Microsoft Power Platform erfolgt. Die Software-Umgebung versetzt Mitarbeiter ohne Programmierkenntnisse in die Lage im Office-Kontext, wie beispielsweise die Ablage von Email-Anhängen, individuelle Arbeitsprozesse zu automatisieren.
Nutzung von IT-Lösungen und Digitalisierung
Durch den in 2019 gegründeten Konzern-IT-Steuerkreis sollen Synergien gehoben, das Konzern-IT-Projektportfolio gesteuert und der Austausch mit Fachabteilungen zu IT-Projekten gefördert werden. Das konzernweite Planen und Steuern des IT-Projektportfolios sorgt für den abgestimmten Einsatz von Ressourcen bei der Entwicklung, Implementierung und Nutzung von IT-Lösungen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den IT-Projekten, die eine fachbereichsübergreifende Digitalisierung von Unternehmensprozessen anstreben.
Die Digitalisierung im Unternehmen greift Volkswagen unter anderem in seinen konzerneigenen Software Innovation Centern (SIC, ehemals IT-Labs) auf. Sie sind als Innovations- und Kompetenzzentren zu verstehen, die Forschung betreiben, neue Technologien pilotieren, diese in unternehmensrelevanten Anwendungsfällen entwickeln und für die Organisation produktiv nutzbar machen. Hierbei arbeiten Konzern-IT, Forschungseinrichtungen, Bildungseinrichtungen (wie beispielsweise Universitäten), Technologiepartner und Politik eng zusammen an Zukunftsthemen der Informationstechnologie. Die SIC sind gleichzeitig Verbindungsbüros zu Start-ups. So lassen sich die Erfahrung und die strategische Kompetenz eines großen Unternehmens wie Volkswagen mit dem Pragmatismus, den Ideen für neue Geschäftsfelder und der Schnelligkeit von jungen Gründerfirmen verbinden. Hochspezialisierte Experten in den SIC in München – und verstärkt auch in Wolfsburg – arbeiten beispielsweise daran, das Potenzial der Quantencomputer für unternehmerisch sinnvolle Anwendungsbereiche zu erschließen. Im Mittelpunkt stehen die Verkehrsflussoptimierung, die datengetriebene Steuerung, Bepreisung und Optimierung von Ersatzteilen im After-Sales-Geschäft sowie die intelligente Steuerung des Energieeinsatzes zur Generierung nachhaltiger Einsparungen unter Einsatz von Methoden aus der künstlichen Intelligenz (zum Beispiel in der Druckluftsteuerung im Werk Wolfsburg zur CO2-Reduktion). Erste experimentelle Projekte befassen sich zudem mit Möglichkeiten, das Potenzial der Quantencomputer mit selbstlernenden Systemen zu verbinden (Quantum Machine Learning).
Zudem werden die SIC genutzt, um den Wissenstransfer zu Themen wie Data Analytics (Prozess zur systematischen Analyse von Daten in elektronischer Form) und dezentrale Datenbanken, die Teilnehmern eines Netzwerks das gemeinsame Verarbeiten und Speichern von Daten erlauben (Distributed-Ledger-Technologien), im gesamten Unternehmen umzusetzen und neue Technologien für das Unternehmen nutzbar zu machen. So werden zum Beispiel zahlreiche Bot-Projekte umgesetzt, die Geschäftsabläufe automatisiert durchführen (Robotic Process Automation).
Potenziale eröffnen sich auch durch das weitere Zusammenwachsen unterschiedlicher Geschäftsbereiche und der IT. Big-Data-Verfahren helfen uns zum Beispiel in der Produktion dabei, Maschinenstörungen zu analysieren und frühzeitig einzugreifen. Big Data steht für Datenmengen, die zu groß und komplex sind, um sie mittels manueller oder herkömmlicher Verfahren zu analysieren und auszuwerten. Des Weiteren werden Produktionsabläufe durch künstliche Intelligenz und Kamerasysteme abgesichert (Computer Vision). Die Systeme und Anlagen in den Fabriken werden zu einem integrierten Gesamtsystem verbunden. So lassen sich Effizienzsteigerungen realisieren und digitale Pilotprojekte deutlich einfacher in die bestehende Architektur integrieren. Im Hinblick auf Forschung und Entwicklung bringt die Konzern-IT gemeinsam mit den Fachbereichen ebenfalls ihr Know-how ein. Beispielsweise machen digitalisierte Arbeitsinstrumente wie das „virtuelle Konzeptfahrzeug“ den Produktentwicklungsprozess schneller und effizienter. Die Wertschöpfung im Vertrieb wird mit Hilfe von Advanced Analytics (Prozess zur systematischen Analyse von zukünftigen Ereignissen und Verhaltensweisen) unter anderem durch die Optimierung der Nutzung von Parkflächen sowie von Abholvorgängen von Fahrzeugen erhöht.
Software-Entwicklung
In den sogenannten Software Development Centern entwickeln wir markenübergreifend Software für die digitalen Ökosysteme, für neue und bestehende Unternehmensprozesse im Konzern. Im Software Development Center in Dresden werden zukunftsweisende Technologien im Bereich industrielles Internet der Dinge entwickelt. Durch die Kooperation mit Amazon Web Services, einem der führenden Cloud-Anbieter, entwickeln wir die bereits genutzte digitale Produktionsplattform weiter, die es Volkswagen auch in Zukunft erlauben soll, Einsparungen im Bereich der Produktion zu erzielen.
IT-Sicherheit
Die globale Absicherung der Daten und Informationen im Volkswagen Konzern ist eine zentrale Aufgabe der IT, die im Geschäftsjahr 2021 mit dem Group-Information-Security-Programm fortgesetzt wurde. Das Programm hat zum Ziel, konzernübergreifende, einheitliche Prozesse und Lösungen zur weiteren Verbesserung der Informationssicherheit zu schaffen. Dabei werden insbesondere Themen in den Fokus genommen, die perspektivisch Informationssicherheitsrisiken für den Konzern darstellen können und die im Rahmen der digitalen Transformationsstrategie des Unternehmens besonders abgesichert werden müssen, unter anderem die Themen Cloud Security und Secure Software Development. Inhalt und Ausrichtung des Programms werden jährlich auf Aktualität überprüft und im Bedarfsfall angepasst.
Als einer der ersten Fahrzeughersteller fordert Volkswagen die bestandene TISAX (Trusted Information Security Assessment Exchange)-Bewertung seiner Lieferanten ein und setzt damit ein starkes Zeichen zur unternehmensübergreifenden Informations- und Datensicherheit. TISAX ist ein Zertifikat, dessen Bewertungsverfahren aus der internationalen Industrienorm und den Anforderungen der Automobilwelt vom deutschen Verband der Automobilindustrie abgeleitet wurde. Ziel ist eine sichere Verarbeitung sensibler Daten und Informationen bei unseren Lieferanten.
Eine Funktion zum Schutz unserer Kunden wie beispielsweise die Warnung vor Verkehrsgefahren bietet die Car2X-Technologie, die eine drahtlose Verbindung von Fahrzeugen untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur ermöglicht. Diese TÜV-IT-zertifizierte und nach europäischen Standards implementierte Technologie bildet einen technischen Meilenstein in unserem Car2X-Programm.
Aufgabe der Automotive Cyber Security ist die Abwehr von Cyber-Angriffen auf unsere Fahrzeuge im gesamten Produktlebenszyklus sowie in den Lieferketten und die Sicherung personenbezogener Daten unserer Kunden in unseren Fahrzeugen. Basierend auf den gesetzlichen Anforderungen aus der UNECE-Regulierung wurden die Konzernrichtlinien im Volkswagen Konzern implementiert. Auf deren Grundlage werden markenübergreifende Organisationsrichtlinien unter Berücksichtigung der organisatorischen Gegebenheiten spezifiziert und umgesetzt.
Im Programm „Protected Customer“ haben wir die Anforderungen aus der UNECE-Regulierung adressiert. Um den Schutz unserer Kunden gegen Cyberangriffe gewährleisten zu können und die Rechtskonformität unserer Lösungen in Bezug auf nationale und internationale Vorschriften umzusetzen, etablieren wir integrierte marken- und regionsübergreifende Sicherheits-Managementsysteme für Informations- und Cybersicherheit. Diese wurden im Jahr 2021 mit der UNECE-CSMS-Zertifizierung bestätigt. Die Absicherung des kompletten Lebenszyklus’ unserer Fahrzeuge und der digitalen Mobilitätsdienste wurde mit dem Programmende im Jahr 2021 in die zuständigen Linienorganisationen überführt und wird dort weiter verfolgt.
Wichtige zentrale Prozesse der Informationssicherheit wurden auf Basis der internationalen Norm ISO 27001 auditiert und 2021 erneut zertifiziert. Sie ist die wichtigste Norm für Informationssicherheit und erstreckt sich außerhalb der IT auch auf Themen wie Personalsicherheit, Compliance, physische Sicherheit und rechtliche Anforderungen.
Wesentliche Meilensteine des Geschäftsjahres 2021 waren zudem der erfolgreiche Abschluss des DSGVO (Datenschutzgrundverordnung)-Zentralprojekts und die damit einhergehende Überführung in den Regelbetrieb. Die daraus erzielten Ergebnisse sind einheitliche Prozesse und Vorgehensweisen zur Einhaltung der DSGVO-Konformität. Mit Einführung des Datenschutzmanagementsystems und der Datenschutzmanagementorganisation wurde somit die Infrastruktur für die Umsetzung und Einhaltung datenschutzrechtlicher Anforderungen in der Volkswagen AG etabliert. Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung der Geschäftsprozesse, neue Gesetzgebungsvorhaben mit Datenschutzrelevanz sowie die starke Erhöhung der Regelungsdichte internationaler Datenschutzgesetzgebung erfordern weiterhin eine hohe Aufmerksamkeit, um eine nachhaltige Einhaltung der Datenschutzanforderungen sicherstellen zu können. Die kontinuierliche Sensibilisierung der Mitarbeiter sowie die weitere Standardisierung und Automatisierung der Prozesse bleiben dabei im Fokus. Zudem werden Compliance-Erfordernisse zukünftig bereits in die Konzeption von IT-Lösungen und Infrastrukturentscheidungen integriert.